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Sozialgeograph Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel verstorben

Die Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Geographie trauern um Prof. Dr. Hans-Joachim Wenzel. Er starb am Mittwoch, 22. April 2020, im Alter von 82 Jahren. Hans-Joachim Wenzel, der 1975 als Professor für Sozialgeographie an die Universität berufen wurde, gehörte zum Urgestein dieser jungen Hochschule, die damals zu seinem Dienstbeginn mit "heftigen Eruptionen, Verwerfungen und Verschiebungen um Formgebung rang", wie der ehemalige Universitätspräsident Prof. Dr. Rainer Künzel bei dessen Verabschiedung 2003 hervorhob. An diesem Gestaltungsprozess nahm Hans-Joachim Wenzel als engagiertes Mitglied des Akademischen Senats, wenig später auch des Konzils, über 25 Jahre aktiv teil. Als geschätzter Wissenschaftler und Kollege prägte er die Geschicke der Universität entscheidend mit. Auch das heutige Institut für Geographie und das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) verdanken ihm sehr viel.

Prof. Wenzel, geb. am 24.2.1938, studierte Geographie, Bodenkunde, Geologie, Sozialökonomie der Ent-wicklungsländer und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Hamburg, Freiburg i.Br., Göttingen und Gießen. Der diplomierte Geograph arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Gießen, wo er 1969 promovierte. Nach einer mehrjährigen Dozententätigkeit folgte dann 1975 der Ruf an die kurz zuvor gegründete Universität Osnabrück.

Sein engagiertes wissenschaftliches Wirken war im Kern immer an den Werten der sozialen Gerechtigkeit orientiert. Seit Anfang der achtziger Jahre hatte Hans-Joachim Wenzel durch zahlreiche Forschungsaufenthalte in verschiedenen Ländern Subsahara-Afrikas – zumeist im Rahmen von Projekten zur ländlichen Entwicklung – Ansehen in seinem Fach, bei den Institutionen deutscher Entwicklungszusammenarbeit und den Akteuren vor Ort erworben. Ein sichtbarer Ausdruck seines wissenschaftlichen und zugleich stets auch politischen Engagements war das "Kolloquium Dritte Welt" an der Universität, welches der Geograph von Anfang an im Vorstand der Arbeitsgruppe "Dritte Welt – Umwelt und Entwicklung" maßgeblich mitgestaltete. Weitere Arbeitsschwerpunkte stellten die Migrationsforschung sowie die regionale Bildungs- und Arbeitsmarktforschung dar. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen befassen sich mit Fragen der Regional- und Stadtentwicklung, mit grenzüberschreitenden Arbeitsmärkten, Binnenwanderungen sowie Formen der internationalen Migration. Dazu gehörten Untersuchungen über umweltinduzierte Fluchtbewegungen in und aus Afrika ebenso wie Projekte im Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ sowie zur Zuwanderung und Integration von (Spät-)Aussiedlern. „Sein Einsatz für die geographische Migrationsforschung und seine Leidenschaft für die interdisziplinäre Zusammenarbeit waren beispielhaft und wirken bis heute fort“, so Prof. Dr. Andreas Pott vom Institut für Geographie.

Als Hochschullehrer hat Prof. Wenzel ein weites Spektrum – von den Lehramtsstudiengängen einschließlich der schulischen Betreuung von Absolventen in der einphasigen Lehrerausbildung bis zur praxisorientierten Ausbildung von Diplom-Geographinnen und -Geographen – vertreten. Mit Publikationen wie dem „Metzler Handbuch für den Geographieunterricht“, dessen Mitherausgeber er war, leistete er ebenso innovative wie nachhaltige Impulse für eine ganze Generation von Geographie-Lehrerinnen und -Lehrern. Durch seinen unermüdlichen Einsatz gerade für jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – sei es in der intensiven Betreuung wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten, bei der Erarbeitung erster Publikationen oder durch Unterstützung und Vernetzung in unterschiedlichen Forschungs- und Praxiszusammenhängen – hat er vielen Menschen sehr viel ermöglicht.

„Für viele ehemalige und aktuelle Mitglieder des Instituts für Geographie war Hans-Joachim Wenzel nicht nur Chef, Kollege oder Wegbegleiter, sondern auch Freund und Wegbereiter. Seine Arbeit prägt das Institut bis heute und auch in Zukunft“, so. Prof. Dr. Martin Franz, Leiter des Instituts für Geographie.