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Melle und Osnabrück statt Leipzig

Auch in diesem Jahr sollte mit einem Aufenthalt in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Stadtplanung der sächsischen Metropole, mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde und mit der Kartographie (Atlas-Redaktion) des Klett Verlages ein Exkursionsprogramm der Vorjahre fortgesetzt werden. Als Termin war der Juli 2020 vorgesehen. Coronabedingt wurde eine Verschiebung auf den Beginn des WS 20/21 vereinbart. Doch kurzfristig kam es dann im Oktober wegen der Pandemie zu einer endgültigen Absage dieser Reise.

Schnell ließ sich jedoch durch flexible Kooperation von IFG und Studierenden ein Ersatzprogramm für die letzte Oktoberwoche entwickeln, das mit einer Zweiteilung der Gruppe der Studierenden einherging, die sich für die Exkursion nach Leipzig angemeldet hatten. Für jede der beiden Gruppen wurde je eine stadtgeographische Tagesexkursion durch Melle-Mitte und durch die Osnabrücker Altstadt als Gegenüberstellung von einem mittelzentralen Ort und der Innenstadt bzw. der City eines Oberzentrums durchgeführt.

Am 27. und am 29.10.2020 begaben sich neun Studierende unter Leitung von Hon.-Prof. Dr. Mittelstädt auf Spurensuche durch das Mittelzentrum Melle. Der Exkursionsleiter nahm Bezug auf verschiedene didaktische Auffassungen von Exkursionen im Kontext von einzelnen Raumkonzepten und rief die Studierenden zum „Gespräch mit dem städtischen Raum“ auf. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Stadtbegriff am Beispiel der 1972 geschaffenen „ländlichen“ (Flächen)stadt Melle wurden an einzelnen Standorten Spuren der Stadtentwicklung gelesen. So konnten einerseits Merkmale des Stadtzentrum in ihrer gestalterischen Individualität aufgedeckt werden, wie andererseits für das ehemalige Hochstift Osnabrück typische Erscheinungsformen im Stadtbild aufgezeigt und Einbettungen in räumlich übergreifende funktionale Stadtstrukturen und in historische Epochen vorgenommen wurden. Außerdem suchten die Studierenden Standorte der innenstädtischen Verdichtung mit Wohnräumen auf. Dabei wurden sowohl stadtökologische als auch soziale Aspekte in die Raumanalyse einbezogen. Das Planungsamt der Stadt Melle hatte informatives Kartenmaterial zur Verfügung gestellt.

Am 28. und 30.10.2020 nahmen die beiden Stadtexkursion ihren Ausgangspunkt jeweils am Osnabrücker Schloss und verliefen von dort aus zur Katharinenkirche, über den Heger-Tor-Wall bis zum Heger-Tor, anschließend durch die Heger Straße über die Große Gildewart, die Bierstraße (Steinwerk) und durch die Krahnstraße zum Marktplatz, im weiteren Verlauf zu den beiden Domsfreiheiten und weiter durch die Große Straße und über die Kamp Promenade zum Neumarkt, als dem augenblicklich wohl brisantesten Ort der Osnabrücker Innenstadtplanung im Übergangsbereich von Altstadt und Neustadt. Zu den thematischen Schwerpunkten gehörten: Stadtentwicklung von der Gründung bis zu jüngsten Strukturwandlungen und Stadtentwicklungskonzepte (aufgezeigt am Stadtmodell im Rathaus, im Spiegel von baulichen Einzelobjekten sowie am Beispiel von Einzelstandorten). Physiognomisch-beschreibende, kausale und funktionale Betrachtungsweisen wurden miteinander verknüpft, wie auch der städtische Raum in seiner Realität und als wahrgenommene dreidimensionale Erscheinung wie als konstruiertes Gefüge Gesprächsanlässe bot. Lokale, regionale und überregionale Lagebeziehungen fanden dabei mit unterschiedlichen Akzentuierungen Berücksichtigung.

Die Exkursionen wurden im Hinblick auf den Studiengang für das Lehramt am Gymnasium exemplarisch konzipiert, so dass sie auch Anregungen für stadtgeographische Unterrichtsgänge mit Schülerinnen und Schülern gaben und Akzentuierungen für unterschiedliche Schuljahrgänge enthielten.

Die Exkursionen fanden unter strenger Beachtung der coronabedingten Vorschriften statt.

Fritz-Gerd Mittelstädt